Arbeiten als studentische Hilfskraft

Mit einer Stelle als studentische Hilfskraft an deiner Hochschule erweiterst du dein wissenschaftliches Netzwerk neben deiner Arbeit. Du findest i. d. R. allgemeine Informationen zum Thema sowie Stellenausschreibungen auf der Homepage deiner Hochschule und auch auf den jeweiligen Institutsseiten. Deinen BAföG-Anspruch behältst du als studentische Hilfskraft, aber du solltest dich vorab darüber erkunden.

Maria Therese Wiemer arbeitet als studentische Hilfskraft in der Arbeitseinheit Sozialpsychologie des Psychologischen Instituts der Philipps-Universität Marburg. Im Interview mit ArbeiterKind.de gibt sie dir ein paar Tipps für den Nebenjob an der Uni.

Was sind deine Aufgaben als studentische Hilfskraft?

Maria Therese an ihrem Arbeitsplatz in der UniDie Aufgaben von wissenschaftlichen Hilfskräften (Hiwis) sind ganz unterschiedlich und abhängig von der jeweiligen Stelle. Die meisten Arbeitsgruppen in der Universität haben studentische Hilfskräfte, die den Mitarbeitern zuarbeiten – diese Aufgaben reichen dann vom bekannten Kaffee kochen und Kopieren bis hin zu spannenderen Aufgaben wie der Literaturrecherche, der Dateneingabe sowie deren Analyse, die Öffentlichkeitsarbeit oder die Unterstützung der Lehre. Außerdem variieren die Aufgaben je nach Fachbereich.

In meiner Arbeitsgruppe sind die Hiwis zur Unterstützung der Abläufe der Arbeitsgruppe eingestellt, und sind somit ein wenig „Mädchen für alles“. Häufige Aufgaben von mir sind die Literaturrecherche, die Erstellung von Fragebögen auf Papier oder im Internet, die Eingabe und Auswertung von Daten, Korrekturlesen von wissenschaftlichen Arbeiten und die Unterstützung der Lehre, etwa durch das Überarbeiten von PowerPoint-Folien oder das Vervielfältigen von Klausuren. Besonders schön und spannend finde ich, dass ich recht tiefe Einblicke in die Projekte der Arbeitsgruppe, zum Beispiel Dissertationen, bekomme, und so viel lerne über die Forschungsdesigns, die Befunde und die Methoden zur Erhebung und Auswertung.

Für welche Tätigkeiten werden außerdem studentische Hilfskräfte gesucht?

Aus der Psychologie kenne ich auch noch studentische Hilfskräfte, die besonders bei der Datenerhebung assistieren. Sie sind Versuchsleitende oder abgesprochene Teilnehmende in psychologischen Studien, helfen aber auch bei komplexen Versuchen, wie etwa EEG-Aufzeichnungen, wo alleine die Vorbereitung etwa eine Stunde braucht. Einige studentische Hilfskräfte werden speziell von und für Projekte angestellt und haben dann meist eine befristete Anstellung mit vorab definierten Aufgaben, etwa der Durchführung von Telefoninterviews, der Erstellung einer Umfrage oder der Unterstützung bei Dateneingabe- und Auswertung. Zuletzt werden studentische Hilfskräfte auch häufig als Leitende für Tutorien gesucht, die zusätzlich zu Lehrveranstaltungen durchgeführt werden. In der Psychologie sind das zum Beispiel Statistik-Tutorien oder Tutorien für Erasmus- und andere ausländische Studierende.

Welche Vorteile hat die Arbeit an der Universität?

Im Vergleich zu vielen anderen möglichen Studentenjobs hat die Arbeit an der Universität meiner Meinung nach viele Vorteile: meist sind die Arbeitszeiten und Inhalte geregelt und die Arbeit findet am Tag statt, nicht wie etwa als Servicekraft in Bars und Restaurants. So bleiben Abende und Wochenenden normalerweise frei. Der Arbeitsplatz in der Universität befindet sich natürlich in der Nähe des Studienortes, das heißt Wege zur Arbeit reduzieren sich. Die Arbeitsverträge haben zumeist eine definierte Frist und auch Kündigungsfristen, sodass eine gewisse Jobsicherheit besteht. Besonders vorteilhaft ist natürlich die Tarifbezahlung, die mindestens dem Mindestlohn entspricht und mit Voranschreiten des Studiums auch angehoben wird. Du erhältst Lohnabrechnungen, Weihnachtsgeld und die Möglichkeit, bereits Rentenbeiträge zu bezahlen – was sicher in vielen anderen Jobs nicht der Fall ist.

Über die ganzen positiven Rahmenbedingungen hinaus empfinde ich den größten Vorteil in der Arbeit selbst: Auch wenn dies in der Beschreibung der Aufgaben nicht unbedingt ersichtlich wird, erhältst du einen Einblick in viele interessante Aspekte der Forschung und Lehre, und schnappst praktisch nebenbei interessante und wichtige Inhalte auf, die auch im Studium einen großen Vorteil verschaffen können. So habe ich über meinen Hiwi-Job gelernt, wie man mit dem in der Psychologie gängigen Statistik-Programm SPSS umgeht oder wie man Online-Fragebögen programmiert, was mir in verschiedenen universitären Veranstaltungen sowie für meine Abschluss-Arbeit sehr geholfen hat. Ich kann an allen Besprechungen, Diskussionen und Veranstaltungen der Arbeitsgruppe teilnehmen, für die ich arbeite, und lerne so viel Faszinierendes auch außerhalb universitärer Veranstaltungen. So kann ich in der Zeit, in der ich Geld verdiene, viel mitnehmen, was im Studium hilft.

Man erhält auch einen Einblick in den Alltag der Forschenden und kann damit relativ gut die Frage für sich beantworten, ob zum Beispiel eine Promotion oder eine wissenschaftliche Karriere persönlich erstrebenswert erscheinen. Natürlich knüpfst du viel engere Verbindungen mit den Mitarbeitenden der Arbeitsgruppe, was zum Beispiel bei der Suche nach einer Abschlussarbeit oder bei Projektarbeiten sehr hilfreich sein kann. Außerdem erhältst du auch einen gewissen Einblick, wie Prozesse in der Universität funktionieren, und damit ein besseres Verständnis für die Perspektive von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Gibt es auch Nachteile?

Da fällt mir spontan nichts ein. Natürlich ist Arbeiten neben dem Studium immer eine gewisse zusätzliche Belastung. Wenn du sowieso arbeiten möchtest oder musst, finde ich Anstellungen als studentische Hilfskraft sehr gewinnbringend. Im Vergleich zu anderen Jobs kann es natürlich sein, dass die Bezahlung geringer ausfällt oder zusätzliche Einnahmen (z.B. Trinkgeld) wegfallen, aber das ist ja eine Entscheidung zwischen verschiedenen studentischen Arbeitsstellen.

Das einzige, was ich über Probleme berichten kann, ist, dass ich mich anfangs unsicher gefühlt habe, wie ich mit den Mitarbeitenden der Arbeitsgruppe in Lehrsituationen, also Seminaren oder Vorlesungen umgehen soll – darf ich sie auch jetzt Duzen, wenn ich es am Arbeitsplatz mache? Darf ich beim Gespräch auf der Arbeit Inhalte der Veranstaltung diskutieren oder nochmals nachfragen? Womöglich kontrollieren die anderen noch meine Klausur ... Allerdings ist dies eine ganz alltägliche Situation bei studentischen Hilfskräften, und meiner Erfahrung nach geht dieses komische Gefühl recht schnell wieder zurück, und die meisten Arbeitsgruppen haben schon im Vornherein Ideen, Richtlinien oder Praktiken, wie sie damit umgehen. Und im Zweifelsfall hilft es natürlich auch, einfach im Kollegium zu fragen.

Wie viele Wochenstunden umfasst die Arbeit?

Ich arbeite wöchentlich 9 Stunden, je 3 Stunden zu je 3 Terminen. Die daraus resultierenden 36 Stunden Monatsarbeitszeit sind aber schon viel, die meisten Stellen für studentische Hilfskräfte sind weniger zeitaufwändig. Weil es so Brauch ist in der Arbeitsgruppe, trage ich jede Woche meine Arbeitszeiten für die kommende Woche ein, die im besten Fall in den Hauptzeiten der anderen Mitarbeitenden, also etwa 9 bis18 Uhr, liegen.

Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen?

Das ist ganz unterschiedlich und kommt stark darauf an, für welche Stelle du dich bewirbt. Die Anforderungen sind meist ganz genau in der Stellenbeschreibung aufgeführt.

Generell wünschen sich viele Arbeitsgruppen, studentische Hilfskräfte anzustellen, die ihnen lange „erhalten“ bleiben – wenn es nicht gerade eine befristete Projektstelle ist, suchen die meisten durchaus nach einer längeren Zusammenarbeit, auch wenn die Arbeitsverträge erstmal befristet sind. Auf der anderen Seite gelten für viele Stellen Mindestvoraussetzungen was die Studienzeit oder die Studieninhalte betrifft.

Mein Tipp ist auf jeden Fall, Interesse für die Stelle mitzubringen. Die Arbeit fällt leichter, man nimmt mehr mit und hat mehr Spaß daran, wenn man für eine Sache „brennt“ und die Aufgabe nicht nur macht, weil man das Geld braucht, aber der Bereich sonst völlig uninteressant scheint. Deswegen ist meine einzige Empfehlung: Augen auf bei der Stellenwahl – hinterfrage vorher kritisch, ob dir die Tätigkeiten zusagen würden.

Wie bist du auf deine jetzige Stelle aufmerksam geworden?

Ich hatte zuerst eine andere studentische Hilfskraft-Stelle – eine Projektstelle, bei der es um die Erstellung von Informationsmaterialien für Erasmus-Studierende am Fachbereich ging. Dort begann ich, mit meiner jetzigen Arbeitsgruppe zusammenzuarbeiten Als mein Vertrag zu Ende ging, wurde ich von Kolleginnen darauf aufmerksam gemacht, dass in der Arbeitseinheit eine Stelle frei wird, auf die ich mich dann beworben habe. So kam eins zum anderen.

Wo finde ich solche Stellenausschreibungen?

Die meisten Stellenausschreibungen werden auf der Homepage des Fachbereichs, meistens im Bereich des Personals, veröffentlicht. Bei Interesse solltest du da regelmäßig nach Neuigkeiten schauen. Sonst hängen auch einige Stellen im Bereich der schwarzen Bretter zentral am Fachbereich oder bei den spezifischen Bekanntmachungen der Arbeitsgruppen aus.

Kann ich denn in Vorlesungen irgendwie auf mich aufmerksam machen, um solch eine Stelle zu bekommen?

In Vorlesungen weiß ich nicht, ob das funktioniert, da sind meist viele Personen in einem Raum. Ich persönlich habe aber den Eindruck, in Seminaren oder Übungen kommt man einfacher mit Lehrenden ins Gespräch, wenn weniger Personen anwesend sind und die Veranstaltungen mehr auf Interaktion ausgerichtet sind. So kann man entweder vor oder nach der Veranstaltung mal zurückbleiben und nachfragen oder das Interesse für den Bereich und eine mögliche Anstellung bekunden. Initiativ-Bewerbungen können auch sinnvoll sein: selbst wenn gerade keine Stelle zu vergeben ist, erinnert man sich doch bei der nächsten freien Stelle vielleicht zurück.

Wie bereite ich mich auf das Vorstellungsgespräch vor?

Die Vorstellungsgespräche sind an sich nicht anders als Gespräche wie für andere Anstellungen auch, allerdings sind sie meistens (Ausnahmen bestätigen aber natürlich die Regel) weniger formell. Es ist immer gut, für sich selbst zu wissen, warum man in dieser Anstellung arbeiten möchte, was man sich davon erhofft, und welche Qualifikationen man mitbringt. Also ist die beste Vorbereitung, sich erneut in Gedanken zu rufen, was in der Stellenbeschreibung verlangt wird und wie man persönlich diese Punkte abdecken kann, sowie was die eigenen Stärken und Schwächen sind. Und sonst gelten die allgemeinen Empfehlungen für Bewerbungsgespräche.

Hast du noch einen Tipp?

Schreckt nicht zurück vor Hiwi-Ausschreibungen und Anstellungen an der Universität. Wer die Bewerbung wagt, gewinnt sehr viel! smiley

(Interview: Frühjahr 216)