Studienstiftung des deutschen Volkes – Interview mit Sandra
Name: Sandra Schary
Alter: 25 Jahre
Studiengang: Maschinenbau
Semester: 3. Mastersemester
Universität: TU Darmstadt
Förderungswerk: Studienstiftung des deutschen Volkes
(Die Studienstiftung ist politisch, konfessionell und weltanschaulich neutral.)
Wie bist du auf die Idee gekommen, dich bei der Studienstiftung des deutschen Volkes zu bewerben?
Ein Professor an der FH, an der ich meinen Bachelor gemacht habe, wurde von der Studienstiftung kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass er geeignete Kandidat:innen vorschlagen könne. Nach einem kurzen Gespräch und Blick über meinen Notenspiegel hat er mich vorgeschlagen. Das war in meinem vorletzten Bachelorsemester und mir war da schon klar, dass ich für den Master zu einer Uni wechseln möchte. Ich wusste zu der Zeit gar nicht, was die Studienstiftung ist und habe erstmal gedacht, "Stipendium = Geld = käme mir grad recht."
Wie wirst du durch dein Stipendium gefördert?
Meine Gleichung ist aufgegangen: ein Stipendium eines Begabtenförderwerks heißt auch erstmal Geld. Das hieß für mich etwas mehr Planungssicherheit und Unabhängigkeit. Aber es gibt auch die ideelle Förderung, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Die besteht aus dem Angebot, das zentral organisiert wird, wie z.B. Sprachkurse oder den sogenannten Akademien, bei denen über zwei Wochen meist interdisziplinär zu einem Thema gearbeitet wird. Dazu kommen Veranstaltungen in den Lokalgruppen: Stammtische zum Kennenlernen, Museums- oder Werksführungen, aber auch mal gemeinsames Plätzchenbacken. Gerade solche Aktionen leben von der Initiative der Stipendiat:innen, aber es ist auch sehr einfach, so etwas zu organisieren: Man findet immer Leute, die man begeistern kann!
Ist die Höhe deines Stipendiums abhängig vom Einkommen deiner Eltern? Was passiert, wenn das Einkommen über einer Grenze liegt?
Der finanzielle Teil setzt sich aus der Studienkostenpauschale, das sind 300 Euro monatlich, und dem Lebenshaltungsstipendium zusammen, das analog zum BAföG berechnet wird. Wer das berechnen lassen möchte, muss daher auch die gleichen Unterlagen einreichen. Würden meine Eltern „zu viel“ verdienen, hätte ich aber immer noch 300 Euro mehr als vorher.
Welche Erwartungen stellt die Studienstiftung an dich als Stipendiatin?
Um die Website zu zitieren: „Die Studienstiftung fördert Studierende, deren Begabung und Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienst der Allgemeinheit erwarten lassen.“ Davon war ich erstmal eingeschüchtert. Ich hatte z.B. ein duales Studium im Bachelor gemacht, auch um mich finanzieren zu können. Da blieb nicht viel Zeit, mich nebenbei noch sozial oder politisch zu engagieren. Aber bei der Auswahl wurde das berücksichtigt und auch jetzt ist mein Hauptziel, das Studium sehr gut abzuschließen. Die Stiftung setzt einfach ein Vertrauen in mich, dass ich im Laufe meines Lebens und damit auch nach dem Ende der Förderung etwas Positives zur Gesellschaft beitrage.
Was bedeutet es für dich, Stipendiatin der Studienstiftung zu sein?
An erster Stelle muss ich da die Unabhängigkeit durch die finanzielle Förderung nennen: Durch das Geld konnte ich mich voll auf den Wechsel von der FH zur TU konzentrieren und Dinge angehen, für die ich bisher keine Zeit hatte, z.B. mich bei ArbeiterKind.de zu engagieren. Dadurch möchte ich auch schon jetzt etwas zurückgeben. Dazu kommt aber auch die ideelle Förderung, von der ich versuche, so viel wie möglich mitzunehmen. Das können themenspezifische Kurz-Workshops oder Akademien sein oder einfach der Austausch mit anderen Stipendiat:innen in der Hochschulgruppe. Da kommen viele Sichtweisen zusammen und es macht Spaß, Diskussionen zu führen, die ich zu Hause vielleicht nicht in dieser Tiefe habe.
Welches Ziel verfolgt die Studienstiftung mit ihrer Förderung?
Die Studienstiftung fördert unabhängig vom politischen oder auch religiösen Background natürlich im Rahmen der demokratischen Grundordnung. Sie unterstützt junge Persönlichkeiten darin, ihr Wissen, ihr Engagement und ihre Leistungsfähigkeit in die Gesellschaft einzubringen, sodass sie der Gesamtheit zu Gute kommen können.
Wie lief dein Auswahlverfahren bei der Studienstiftung ab (Zeitraum, Ablauf, Gespräche)?
Nachdem mein Professor sein Gutachten eingeschickt hatte, wurde ich aufgefordert weitere Bewerbungsunterlagen einzusenden. Das waren u.a. ein tabellarischer und ausführlicher Lebenslauf. Darauf folgte die Einladung zu einem Auswahlseminar. Und je näher der Termin rückte, desto nervöser wurde ich. Ich kannte niemanden mit direktem Bezug zur Stiftung und habe daher das Internet durchforstet, wo ich häufig auf den Begriff „Elite“ stieß. Ich hatte deshalb auch überlegt, einfach nicht zum Auswahlseminar zu gehen, bevor ich dann im ArbeiterKind.de-Netzwerk nochmal zwei Personen direkt angeschrieben und nach Erfahrungen gefragt habe. Beide haben sehr offen berichtet und mir das Muffensausen genommen.
Das Auswahlwochenende war für mich gut erreichbar in Bochum und zwar anstrengend, aber auch sehr interessant. Da es keine gesetzten Quoten für die Aufnahme gibt (es können theoretisch alle genommen werden), war die Atmosphäre unter allen Bewerber:innen sehr aufgeschlossen und überhaupt nicht kompetitiv. Die Gruppendiskussionen gingen teilweise über die gesetzte Zeit hinaus auf dem Flur noch weiter und bei den Einzelgesprächen hatte ich das Gefühl, dass mich die Kommissionsmitglieder wirklich kennenlernen wollten. Und eine Woche später hatte ich dann einen großen Briefumschlag mit guten Neuigkeiten im Briefkasten.
Ab welchem Studiensemester kann man sich bewerben? Gibt es Fristen und Wege für die Bewerbung (Selbstbewerbung / Vorschlag)?
Es gibt verschiedene Wege in die Studienstiftung: Man kann sich entweder über einen Test selbst bewerben oder Vorgeschlagen werden: Der Vorschlag kann von Schulleiter:innen, Professor:innen und von den Prüfungsämtern der Hochschulen ausgehen. Die Infos sind auch alle nochmal auf der Website der Studienstiftung.
Was heißt es konkret, wenn gesellschaftliches oder politisches Engagement verlangt wird – wie engagierst du dich?
Es gibt durch das Stipendium keinen Zwang, sich zu engagieren, aber ich wollte die dadurch gewonnen Zeit nutzen, um anderen zu helfen: Ich bin in einer Lokalgruppe von ArbeiterKind.de aktiv und gebe noch einmal wöchentlich Nachhilfe für Schüler:innen, die sich kostenpflichtige Nachhilfe nicht leisten können.
Was macht eine erfolgreiche Bewerbung aus deiner Sicht?
Allein von den Bewerbungsunterlagen wird niemand aussortiert, es entscheidet sich also alles am Auswahlseminar. Und dafür kann man sich eigentlich auch nur auf die Präsentation und Diskussion etwas vorbereiten. Ansonsten sollte man seinen Weg kennen und einfach authentisch bleiben. Es gibt keine Muster-Stipendiat:innen oder eine Schablone, in die man sich zwängen muss, sondern alle werden individuell betrachtet.
Möchtest du insbesondere Erststudierende oder Erstakademiker:innen ermutigen?
Im Hinblick auf Stipendien kann ich sagen: bewerbt euch! (Im Zweifel auch mehrfach! Vom Deutschlandstipendium an meiner Hochschule hatte ich z. B. eine Absage.) Und wenn ihr noch Fragen habt, meldet euch sehr gern unter darmstadt(at)arbeiterkind.de oder schreibt mir persönlich im ArbeiterKind.de-Netzwerk!
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